Was ist
Migräne?

Gelegentliche Kopfschmerzen hat jeder mal. Im Gegensatz dazu ist eine Migräne jedoch etwas völlig anderes. Menschen, die noch nie eine Migräne-Attacke erlebt haben, können sich den Leidensdruck, der mit der Erkrankung einhergehen kann, oft nur schwer vorstellen. Doch woran erkenne ich, ob ich eine Migräne habe? Und welche Formen gibt es?

Definition: Das Krankheits­bild Migräne

Eine Migräne ist eine ernstzunehmende neurologische Erkrankung. Sie gehört neben den Spannungs- und Cluster-Kopfschmerzen zu den häufigsten Arten von Kopfschmerzen.1

Die Krankheit ist durch mittelstarke bis starke anfallsartige Kopfschmerzen gekennzeichnet. Die Dauer und Schwere der Migräne-Attacken variiert von Fall zu Fall. Bei einigen Patient:innen können die Anfälle zusätzlich von neurologischen Ausfallerscheinungen, sogenannten Auren, begleitet sein.1,2

Migräne-Attacken können für Betroffene zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen und ihre Lebensqualität stark mindern. Migräne kann bei einigen Patient:innen zudem mit unterschiedlichen Begleiterkrankungen einhergehen. Zu diesen zählen beispielsweise Depressionen und Angststörungen.2

Wann spricht man von Migräne?28

Symptome: Wie unterscheidet sich Migräne von anderen Kopfschmerzen?

Migräne ist die häufigste Beschwerde, mit der sich Neurolog:innen in ihren Sprechstunden beschäftigen.5 Für Laien jedoch ist die Unterscheidung zwischen „einfachen“ Kopfschmerzen und Migräne nicht immer ganz so leicht.

Expert:innen stufen Kopfschmerzen als Migräne ein, wenn mehr als fünf Schmerzattacken in den für Migräne typischen Ausprägungen aufgetreten sind.1 Zu diesen zählen:

So fühlen sich Migräne-Patient:innen28

Typisch für eine Migräne ist zudem, dass sich die Beschwerden bei körperlicher Aktivität verstärken.1

Falls Sie eines oder mehrere der oben genannten Symptome bei sich bemerken, fragen Sie Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt um Rat. Sie oder er kann feststellen, ob es sich bei Ihren Beschwerden um eine Migräne handelt – und gegebenenfalls gemeinsam mit Fachkolleg:innen die für Sie passende Therapie finden.

Welche Arten von Migräne gibt es?

Die Migräne kann unterschiedliche Formen annehmen. Expert:innen unterscheiden beispielsweise je nach Häufigkeit der Migräne-Attacken zwischen einer chronischen und einer episodischen Migräne sowie je nach Art der Ausprägung der Symptome zwischen einer Migräne ohne Aura und mit Aura.

Chronische oder episodische Migräne

Eine episodische Migräne kann sich auch in eine chronische Migräne verwandeln.

Episodisch oder chronisch?28

Kommt es an weniger als 15 Tagen pro Monat zu Kopfschmerzen, handelt es sich um eine episodische Migräne.

Bei 15 oder mehr Kopfschmerztagen pro Monat, von denen 8 Tage die Kriterien einer Migräne erfüllen, liegt eine chronische Migräne vor.

Migräne mit Aura oder Migräne ohne Aura

Unter einer Aura versteht man neurologische Ausfallserscheinungen und Störungen, die der Schmerzattacke vorausgehen. Die Beschwerden klingen in der Regel innerhalb einer Stunde wieder ab.8

Typische Aura-Symptome sind Sehstörungen, zum Beispiel ein eingeschränktes Gesichtsfeld mit Flimmern und Blitzen vor den Augen oder Doppelbilder. Es kann auch zu Sprach- und Sensibilitätsstörungen und Drehschwindel kommen.10

Migräne ohne Aura

Migräne ohne Aura verläuft in wiederkehrenden Attacken, die die folgenden Charakteristika aufweisen:
In der Regel einseitiger Schmerz28
Je Attacke zwischen 4 und 72 Stunden (unbehandelt)28

Häufig auftretende Begleitsymptome wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit28

Mittel bis schwer, Verstärkung durch körperliche Aktivität (z.B. Treppensteigen oder Gehen)28
In der Regel pulsierender Schmerz28

Ursache noch nicht im Detail geklärt*

*Die Forschung geht aktuell von einer trigeminalen Aktivierung und der Ausschüttung von verschiedenen Peptiden, vor allem CGRP, sowie der anschließenden Weitung von Gefäßen aus.29

Migräne mit Aura

Neben Patient:innen, die eine Migräne ohne Aura erleben, gibt es auch solche, die eine mit Aura erleben. Etwa 15-20 % der Patient:innen sind davon betroffen29:
Attacken mit einseitigen, komplett reversiblen visuellen, sensorischen oder sonstigen Symptomen des Zentralnervensystems, die sich allmählich entwickeln28
Aurasymptome halten 5-60 Minuten an, es können mehrere Symptome nacheinander auftreten28
Zu den häufigen Aurasymptomen gehören: Seh-, und Spracheinschränkungen, Gefühlsstörungen, motorische Störungen (Schwindel)28
Jedes Aurasymptom entwickelt sich meist allmählich über mind. 5 Minuten28

Aura wird in der Regel von Migränekopfschmerzen
gefolgt28

Ursache noch nicht im Detail geklärt**

**Man geht aktuell von einer sich ausbreitenden Depolarisation der Hirnrinde als Ursache aus.30

Unterformen von Migräne

Die Form der Migräne wird unter anderem durch die Häufigkeit der Attacken definiert sowie darüber, ob eine Aura vorhanden ist oder nicht.7 Darüber hinaus unterscheiden Experten weitere Unterformen von Migräne. Dazu zählen unter anderem:

Welche anderen Kopfschmerzen gibt es?

Migräne gehört zu den drei häufigsten primären Kopfschmerzarten (primär bedeutet: ohne bestimmte Ursache). Die anderen beiden Formen sind Spannungs- und Cluster-Kopfschmerzen.1
Gut zu wissen: Es gibt bei den verschiedenen Kopfschmerzarten auch Mischformen. Häufig erhalten Patient:innen die Doppeldiagnose episodische Migräne und Spannungskopfschmerz.17

Was sind die Ursachen von Migräne

Die genauen Ursachen von Migräne sind bislang noch nicht vollständig bekannt. Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass genetische Veranlagung und Umwelteinflüsse einen etwa gleich starken Einfluss auf die Entstehung einer Migräne-Erkrankung ausüben.10

Auch die komplexen Prozesse, die bei einem Anfall im Gehirn stattfinden, sind bislang noch nicht vollständig erforscht. Man weiß jedoch, dass bei einer Migräne bestimmte Nervenzellen im Hirnstamm und im Mittelhirn besonders aktiv sind. Das kann zu schmerzhaften entzündlichen Reaktionen führen. Dabei werden verschiedene Hirnbotenstoffe (Neurotransmitter) und Entzündungs-Botenstoffe freigesetzt.10

Ein Botenstoff, der bei der Migräne eine wichtige Rolle spielt, ist das CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide), ein Neuropeptid. Neuropeptide sind Botenstoffe, die von Nervenzellen freigesetzt werden. Inzwischen ist bekannt, dass CGRP bei einer Migräne ein wichtiger Auslöser für die starken und lähmenden Schmerzen und die migränetypischen Symptome ist.18,19

Ebenso spielt bei der Entstehung der Migräne der Botenstoff Serotonin eine besondere Rolle. Seine Konzentration im Blut schwankt mit dem weiblichen Zyklus. Das könnte eine Erklärung für die oben genannte menstruelle Migräne sein.14,20

Was kann eine Migräne-Attacke auslösen?

Eine Reihe von inneren und äußeren Faktoren können bei Migränepatient:innen das Auftreten einer Migräne-Attacke begünstigen. Man spricht dabei auch von Triggerfaktoren.20 Es ist jedoch nicht immer eindeutig festzustellen, ob bestimmte Faktoren eine Migräne wirklich ausgelöst haben – oder ob sie selbst Teil der Migräne-Attacke sind. Was genau im Einzelfall zu einer Migräne-Attacke führt, ist individuell sehr verschieden. Mögliche Migräne-Auslöser sind beispielsweise:20

Neben den genannten Faktoren kann insbesondere auch ein Übergebrauch von Schmerzmedikamenten die Migräne verschlimmern. Man spricht dann von einem Medikamenten­übergebrauchs­kopfschmerz.21

Welche Faktoren können Migräne triggern:

Alkoholkonsum25
Bestimmte Gerüche wie ein starkes Parfum25
Einige Lebensmittel, etwa seltene Käsesorten25
Helles oder flackerndes Licht25
Lärm25
Veränderung des Schlaf-Wach-Rhythmus25
Schwankungen des Koffeinspiegels bei regelmäßigem Kaffee-Konsum26
Hormonelle Schwankungen im weiblichen Zyklus25

Ausgelassene Mahlzeiten25

Stress25

Wichtig:

Übergebrauch von Schmerz-medikamenten kann die Migräne verschlimmern25
Migräne ist häufig erblich bedingt27

Migräne-Mythen entlarvt

Über die Migräne werden viele Geschichten erzählt – gerade auch von Menschen, die selbst nicht unter der Erkrankung leiden. Viele dieser vermeintlichen Weisheiten sind allerdings komplett oder teilweise unzutreffend, oder sie gelten jeweils nur für einen kleinen Teil der Betroffenen.

Was also ist dran an bekannten „Migräne-Mythen“?

Diagnose Migräne: Welche Ärztin oder welcher Arzt kann mir helfen?

Falls Sie unter wiederkehrenden Kopfschmerzen leiden oder den Verdacht haben, dass hinter Ihren Beschwerden eine Migräne stecken könnte, ist zunächst Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt die oder der richtige Ansprechpartner:in. Sie beziehungsweise er kann Sie bei Bedarf an eine Kollegin oder einen Kollegen der Neurologie oder Schmerzmedizin überweisen. Beide medizinischen Fachrichtungen beschäftigen sich mit dem Krankheitsbild der Migräne.

Wie wird eine Migräne diagnostiziert?

Es gibt bislang keine Labor-Tests oder Scans, mit denen Mediziner:innen eine Migräne feststellen können. Wichtigstes Diagnosekriterium ist daher das Gespräch. Bei diesem fragt die Ärztin oder der Arzt unter anderem nach der Art, der Schwere und der Häufigkeit Ihrer Symptome und Attacken. Bei Bedarf kann die Ärztin oder der Arzt weiterführende Untersuchungen durchführen oder in die Wege leiten – und so zeitgleich feststellen, ob Ihre Beschwerden eventuell eine andere Ursache haben.10

So sind Sie gut vorbereitet für das Arztgespräch

Im gemeinsamen Gespräch wird die Ärztin oder der Arzt Sie eingehend zu Ihrem Wohlbefinden und Ihren Beschwerden befragen. Andererseits haben aber auch Sie bei diesem Termin die Gelegenheit, der Expertin oder dem Experten gezielte Fragen zu stellen. Sie sollten sich trauen, alles anzusprechen, was Sie zum Thema Migräne interessiert oder beunruhigt. Wenn Sie etwas nicht verstehen: Scheuen Sie sich nicht, gezielt nachzufragen. Bringen Sie am besten Stift und Papier mit zum Termin, damit Sie sich die Antworten der Ärztin oder des Arztes notieren können.

Warum ein Migräne-Tagebuch sinnvoll sein kann

Um Ihnen bestmöglich helfen zu können, braucht die Ärztin oder der Arzt ein genaues Bild von Ihren Beschwerden. Es ist daher sehr sinnvoll, diese im Vorfeld detailliert zu notieren.

Dabei kann Ihnen ein Migräne-Tagebuch helfen, in dem Sie Ihre Beschwerden, den Zeitpunkt des Auftretens sowie ihre Schwere über mehrere Wochen festhalten können. Ein Beispiel zum Herunterladen und Ausdrucken finden Sie hier.

Welche Medikamente nehmen Sie ein?

Geben Sie Ihrer Ärztin beziehungsweise Ihrem Arzt genaue Informationen darüber, welche Medikamente Sie gegen welche Erkrankungen oder Beschwerden einnehmen. Erstellen Sie zu diesem Zweck vor dem Termin eine entsprechende Übersicht und schreiben Sie alle Ihre Arzneimittel auf, einschliesslich Häufigkeit, Dosis und Tageszeit der Einnahme.

Zu den Medikamenten, die Sie gegen Ihre Kopfschmerzen einnehmen, sollten Sie zugleich notieren, wie sie sich auf die Beschwerden ausgewirkt haben. Hat sich die Anzahl der Attacken während der Einnahme verändert? Lässt eventuell die Wirkung der Medikamente mit der Zeit nach? Haben Sie möglicherweise festgestellt, dass Sie in letzter Zeit mehr Medikamente nehmen müssen, um die Schmerzen auszuhalten?

Therapie: Wie wird Migräne behandelt?

Mit der individuell passenden Therapie kann vielen Migränepatient:innen geholfen werden. Dabei gibt es unterschiedliche medikamentöse und nicht-medikamentöse Ansätze. In der Akuttherapie geht es darum, während einer Migräne-Attacke Schmerzen und weitere Beschwerden schnell und effektiv unter Kontrolle zu bringen. Die Migräne-Prophylaxe wiederum zielt darauf ab, die Häufigkeit, Schwere und Dauer der Migräne-Attacken zu reduzieren.2

Zusammenfassung: Was ist Migräne?

Migräne ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Ihre genaue Ursache ist noch nicht bekannt. Expert:innen gehen davon aus, dass genetische Faktoren und Umwelteinflüsse zusammenspielen.10 Bei den Abläufen, die während einer Migräne-Attacke im Gehirn stattfinden, spielen unter anderem bestimmte Botenstoffe eine wichtige Rolle – insbesondere das Neuropeptid Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP).

Es gibt unterschiedliche Formen der Migräne. So wird die Migräne beispielsweise in chronische und episodische Migräne unterteilt, sowie in Migräne mit oder ohne Aura. Das Auftreten einer Migräne-Attacke kann durch unterschiedliche innere und äussere Faktoren begünstigt werden.

Wenn Sie den Verdacht haben, unter einer Migräne zu leiden, sollten Sie diesen durch eine Ärztin oder einen Arzt abklären lassen. Ein solches Gespräch können Sie gut vorbereiten, indem Sie die Symptome über mehrere Wochen beobachten und notieren.

Lassen Sie sich bei einer Migräne-Attacke nicht erzählen, dass es reicht, „sich jetzt mal zusammenzureißen“. Menschen, die noch nie eine Migräne gehabt haben, können sich die Belastungen, unter denen man mit Migräne leidet, in der Regel nicht vorstellen. Die für Sie passende Therapie kann Ihnen dabei helfen, die Migräne zu lindern und Ihre Lebensqualität zu verbessern.

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DE-NPMIG-0108   08/2024

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