Attacken lindern oder Attacken vorbeugen?

Auch bei einer Migräneattacke können klassische Schmerzmittel – s.g Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie z. B. Aspirin, Ibuprofen oder Paracetamol helfen.1 Bei (mittel-)schweren Migräneattacken und wenn die klassischen Schmerzmittel nicht helfen, können Triptane, speziell für Migräneattacken entwickelte Medikamente, eingesetzt werden.1 Solange Migräne relativ selten auftritt und das Leben nicht allzu stark aus der Bahn wirft, wird Migräne normalerweise mit einer solchen Akuttherapie behandelt. Wenn die Häufigkeit jedoch zunimmt, wenn Schmerzen und andere Symptome immer schlimmer werden, sollte Migräne auch prophylaktisch (vorbeugend) behandelt werden. Dazu stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Die Migräneprophylaxe soll dazu dienen, die Häufigkeit, Dauer und Schwere von Migräneattacken zu mindern, so dass Sie Ihr Leben wieder mehr planen können und Lebensqualität gewinnen.1

Für Ihren Besuch in der Arztpraxis ist es wichtig, dass Sie ein Kopfschmerztagebuch ausgefüllt mitbringen. Dieses können Sie hier downloaden.

Schmerz bleib weg:
Medikamente zur Vorbeugung1

Wenn die Migräne Ihr Leben sehr einschränkt, sollten Sie unbedingt mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin über die Möglichkeit einer vorbeugenden
Behandlung, auch Prophylaxe genannt, sprechen. Dabei steht nicht im Vordergrund, wie oft und wie lang die Migräne
auftritt – ausschlaggebend ist Ihr individueller „Leidensdruck“.

Auch wenn Sie das Gefühl haben, immer mehr Akutmedikamente zu benötigen, ist es an der Zeit, über eine vorbeugende Behandlung
zu sprechen. Es gibt eine Vielzahl von Medikamenten wie z. B. Betablocker oder Antidepressiva, für die Studien gezeigt haben,
dass sie bei regelmäßiger Einnahme die Häufigkeit und Schwere von Migräneattacken senken können.1 Die meisten dieser Substanzen
wurden ursprünglich bei anderen Krankheitsbildern eingesetzt – bis man entdeckte, dass sie auch bei Migräne helfen können.

Wichtig bei Migräne­prophylaktika:

Wenn eine Prophylaxe bei Ihnen nicht wirkt oder die Nebenwirkungen zu einschränkend sind, lohnt es sich in jedem Fall mit Ihrem Arzt bzw. Ihrer Ärztin darüber zu sprechen. Es gibt einige unterschiedliche Medikamenten, die für die Migräneprophylaxe zugelassen sind. Gerade in der letzten Zeit kamen moderne Therapeutika hinzu, die speziell für die Migräneprophylaxe entwickelt wurden.

CGRP-Antikörper: Speziell für die Migräne­prophylaxe entwickelt

Ein Molekül, das bei der Migräne eine wichtige Rolle spielt, ist das CGRP (Calcitonin Gene-Related Peptide), ein s.g. Neuropeptid.2 Neuropeptide sind Botenstoffe, die von Nervenzellen freigesetzt werden. Inzwischen ist bekannt, dass CGRP bei einer Migräne eine wichtige Rolle für die starken und lähmenden Schmerzen und die migränetypischen Symptome spielt.2

1

CGRP (Calcitonin-Gene-Related-Peptide) ist ein Neuropeptid im Körper und kann dazu beitragen, Schmerzen an das Gehirn weiterzuleiten.3

3

Einige Medikamente verhindern die Aktivierung der CGRP-Rezeptoren. Somit tragen sie dazu bei, das Risiko für eine Migräneattacke zu reduzieren. 6

2

CGRP bindet an CGRP-Rezeptoren und aktiviert diese. Es wird angenommen, dass dies eine große Rolle bei der Entstehung von Migräne spielt. 3 Bei Patient:innen mit Migräne wurden sowohl in der Attacke als auch zwischen den Attacken erhöhte CGRP-Konzentrationen festgestellt. 4, 5

3

Einige Medikamente verhindern die Aktivierung der CGRP-Rezeptoren. Somit tragen sie dazu bei, das Risiko für eine Migräneattacke zu reduzieren. 6
Die Darstellung zeigt die Wirkweise von einem CGRP-Antikörper, der an die freien CGRP Peptide bindet.

So wirken die CGRP-Antikörper

Aus der Erkenntnis, dass CGRP eine große Rolle bei der Entstehung der Migräne spielt, resultierte die Entwicklung spezifischer Migräneprophylaxen – sogenannte CGRP-Antikörper. Die monoklonalen Antikörper, die derzeit zur Vorbeugung der Migräne eingesetzt werden, verfolgen jeweils eine von zwei verschiedenen Wirkweisen: Sie richten sich entweder gegen das CGRP-Molekül oder gegen dessen Rezeptor.1 Auf diese Weise hemmen die Antikörper bestimmte Signalwege, die an der Entstehung der Migräne beteiligt sind.
Die Therapie mit monoklonalen Antikörpern kann somit dem Auftreten neuer Migräneattacken vorbeugen.1 Sie sind für die Migräneprophylaxe
bei Patienten zugelassen, die mindestens vier Migränetage pro Monat haben.1 Bislang bekommen nur wenige Migränepatienten eine prophylaktische Behandlung, obwohl sie davon profitieren könnten.

Es gibt zwei Anwendungsformen für die Antikörpertherapie1: Drei der vier Migräneantikörper werden unter die Haut gespritzt. Von dort müssen sie erst in den Blutkreislauf gelangen, bevor sie dort ihre Wirkung entfalten können. Die Medikamente werden i.d.R. alle 4* Wochen per Spritze (als Selbstinjektion oder in der Arztpraxis) verabreicht.1 Die neueste CGRP-Therapie wird als ca. 30-minütige Infusion in der Arztpraxis alle 12 Wochen verabreicht.7 Durch die Gabe per Infusion gelangt der Wirkstoff direkt in die Vene und damit direkt in den Blutkreislauf, in der sich freie CGRP Moleküle befinden. Das Medikament kann also ohne Umwege direkt wirken.7 So müssen Sie nicht monatlich an die Einnahme oder das selbstständige Spritzen denken, sondern Sie erhalten das Medikament 4 mal im Jahr durch Ihren Arzt oder Ihre Ärztin während Ihres regelmäßigen Besuchs in der Praxis. Damit ist die richtige Anwendung sichergestellt.

Alle Antikörpertherapien zur Vorbeugung von Migräne haben in Studien gezeigt, dass sie sehr gut wirken können.1 CGRP Antikörpertherapien kommen in der Regel zum Einsatz, wenn eine Behandlung mit anderen Medikamenten aus unterschiedlichen Gründen nicht (mehr) in Frage kommt. Sie bieten somit eine weitere Behandlungsoption für Patient:innen.

*In Einzelfällen auch 3 Injektionen alle 3 Monate möglich
  1. Diener H.-C., Förderreuther S, Kropp P. et al., Therapie der Migräneattacke und Prophylaxe der Migräne, S1-Leitlinie, 2022, DGN und DMKG, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 05.08.2024)
  2. Raffaelli B. et. al. The Biology of Monoclonal Antibodies: Focus on Calcitonin Gene-Related Peptide for Prophylactic Migraine Therapy. Neurotherapeutics. 2018;15(2):324-335.doi:10.1007/s13311-018-0622-7
  3. Durham PL. CGRP-Receptor Antagonists – A Fresh Approach to Migraine Therapy? N Engl J Med. 2004 Mar 11;350(11):1073-5
  4. Cernuda-Morollón E et al., Interictal increase of CGRP levels in peripheral blood as a biomarker for chronic migraine. Neurology. 2013 Oct 1;81(14):1191-6
  5. Alpuente A, Gallardo VJ, Asskour L, Caronna E, Torres-Ferrus M, Pozo-Rosich P. Salivary CGRP can monitor the different migraine phases: CGRP (in)dependent attacks. Cephalalgia. 2022;42(3):186-196
  6. Schuster NM, Rapoport AM. New strategies for the treatment and prevention of primary headache disorders. Nat Rev Neurol. 2016 Oct 27;12(11):635-650
  7. Aktuelle Fachinformation Vyepti®

DE-NPMIG-0109      08/2024

logo-lundbeck-footer-1.svg